Es gibt tausende gute Romane, und wohl immer noch hunderte, die den Namen Weltliteratur verdienen. WYR haben uns nachfolgend für einige Werke entschieden, die uns als besonders geeignet erscheinen, sie mit in die Ferien zu nehmen.
Henry Fielding: The History of Tom Jones, a Foundling
Henry Fielding (1707-1754) braucht sich mit seinem 1749 erschienenen "komischen" Roman "The History of Tom Jones" nicht vor seinen grossen Vorgängern Rabelais und Cervantes zu verstecken, sondern er hat mit seinem Tom Jones den europäischen Roman weiterentwickelt und die Grundlagen geschaffen für das Werk eines Charles Dickens. Der durchgehend ironische Erzähler vermag auch noch den modernen Leser für eines der witzigsten Werke der Weltliteratur zu begeistern. Eine sorgfältig neu auf Deutsch übersetzte Ausgabe dieses Werkes ist 2004 beim Manesse Verlag erschienen.

Voltaire: Candide ou l'Optimisme
Im Jahr 1759 veröffentlichte Volatire (1694-1778) mit "Candide ou L'Optimisme" den vermutlich bedeutendsten philosophischen Roman der Weltliteratur. Einfach und beschwingt liest sich das Werk, doch schürft es an den grundlegendsten Fragen der menschlichen Existenz. Häufig war der Candide Pflichtlektüre in der Mittelschule, doch das Werk in späteren Jahren wieder einmal zur Hand zu nehmen, sei jedem Leser wärmstens empfohlen.
Jan Potocki: Manuscrit trouvé à Saragosse
Der auf Französisch in den Jahren 1803 bis 1815 verfasste Roman Jan Potockis (1761-1815) "Manuscrit trouvé à Saragosse" ist Abenteur-, Bildungs-, Schelmen-, Schauer-, Fantasie- und Erotikroman zugleich. Das Werk ist ähnlich verschachtelt wie "Tausendundeine Nacht" und enthält zahlreiche Einzelerzählungen, die durch eine Rahmenhandlung zusammen gehalten werden. Das Werk wurde auch Grundlage eines bemerkenswerten gleichnamigen polnischen Films aus dem Jahr 1965.

Jane Austen: Pride and Prejudice
Wenn man einmal über den vielleicht bisweilen etwas beschwerlichen Beginn hinaus gekommen ist, wird man merken, dass eine leichte Sommerfrische Jane Austens (1775-1817) 1813 veröffentlichtes Werk "Pride and Prejudice" durchströmt, die das Herz des Lesers erfreut und beglückt. Klar ist auch, dass es in einem solchen Werk nur ein Happy-end geben kann.

Михаил Лермонтов (Mikhail Lermontov): Герой нашего времени (Held unserer Zeit)
Der jung verstorbene Mikhail Lermontov (1814-1841) war mit seinem 1840 erschienen Werk "Ein Held unserer Zeit" Wegbereiter der grossen russichen Romanciers des 19. Jahrhunderts. Der kleine Roman spielt im Kaukasus und ist ein Meisterwerk vielschichtig miteinander verwobener Erzählungen. Ein faszinierendes, doch auch etwas düsteres Werk und deshalb nicht für alle als Ferienlektüre geeignet.
Лев Толстой (Lew Tolstoj): Война и мир (Krieg und Frieden)
Lew Tolstojs (1828-1910) 1868/69 erschienener Roman "Krieg und Frieden" (von dem es auch eine Urfassung von 1867 gibt) hat den Männern bisweilen etwas zu viel Frieden und Liebe, den Frauen dagegen zu viel Krieg und Schlachten. Allen wird man es vermutlich nie richtig machen können, aber Tolstoj hat hier einen der ganz grossen Romane der Weltliteratur geschaffen, den etliche grosse Geister mehr als einmal gelesen haben. Den weiblichen Leserinnen sei aber vielleicht stattdessen eher Tolstojs "Anna Karenina" empfohlen, wobei man sich trefflich darüber streiten kann, welches der beiden Werke das "grössere" sei. Krieg und Frieden wurde auch mehrfach verfilmt. Hier sei vor allem die russische Verfilmung von 1968 empfohlen.
Thomas Mann: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
Selbst der "schwierige" Thomas Mann (1875-1955) schrieb bisweilen etwas leichter verdauliche Kost, die deswegen nicht weniger gut war. Der in seiner endgültigen Fassung 1954 erschienene Roman "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" ist ein deutscher Abenteuerroman, leider Fragment, also unvollendet geblieben, doch trotzdem sehr spannend zu lesen und in sich letztlich geschlossen. Das Gespräch mit Professor Kuckuck im Zug nach Lissabon ist nicht jedermann's Sache, doch erscheint es äusserst spannend, wenn Thomas Mann die Szene vorliest; im Handel ist - oder war zumindest - eine solche Aufnahme erhältlich.

Nelle Harper Lee: To Kill a Mockingbird
Nelle Harper Lees (geb. 1926) 1960 erschienener Roman "To Kill a Mockingbird" zählt zu den Klassikern der modernen amerikanischen Literatur. Gleichzeitig erachtet man die gleichnamige Verfilmung des Romans von 1962 zu den besten amerikanischen Filme aller Zeiten.
David Lodge: Changing Places
David Lodge (geb. 1935) ist es gelungen, einen unterhaltsamen und offenherzigen Roman zu schreiben, der vor dem Hintergrund der späten 60er Jahre, sexueller Freizügigkeit und etwas Revoluzzergeist spielt. Im 1975 erschienen Roman werden stilistisch auch Briefe und theatralische Dialoge eingesetzt, doch liest sich das Werk einfach. Die 1984 veröffentlichte Fortsetzung "Small World" vermag nicht gleichermassen zu überzeugen. Umbero Eco äusserte sich einst dahingehend, dass David Lodge mit diesem Werk eine eigene Gattung erfunden habe: den akademischen Schelmenroman.

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